Das Leben des Flusses feiert

Der Impuls der aktiven Jugend, die an den Ausbildungsprozessen für Umweltführer des interethnischen Netzwerks junger Hüter:innen des Flusses Atrato teilnimmt, hat zusammen mit der Unterstützung der verbündeten Organisationen zur Entwicklung eines Festivals des Atrato Fest – geführt.
Vom 29. bis 31. Oktober fand in Chocó das Atrato Fest statt.

Denn Wasser ist heilig

Der kolumbianische Soziologe Orlando Fals Borda prägte den Begriff „amphibische Kulturen”, um die starke und kreative Beziehung zu beschreiben, die Gemeinden, die zwischen Flüssen und Sümpfen leben, zum Wasser haben. Diese Gemeinden lernen, mit den Rhythmen des Wassers zu leben, und entwickeln in dieser Anpassung ihre Lebensweisen.

Wasser ist Leben. Das wissen wir seit jeher, und es ist kein Klischee. Wir wissen, dass wir vollständig vom Wasser abhängig sind. Unser Körper besteht zu etwa 60 % aus Wasser. Vor Millionen von Jahren entstand Leben in diesem alten Meer. Wir entwickeln uns im Wasser des Mutterleibs. „…die Erde aber war wüst und wirr, Finsternis lag über der Urflut und Gottes Geist schwebte über dem Wasser.“ Gen 1,2. Zum Teil aufgrund der großen Wassermenge auf unserem Planeten bewohnen wir einen blauen Planeten.

Aus allen Kulturen heraus haben die Völker der Vorzeit dem Wasser eine vorherrschende Rolle in der Gestaltung des Lebens eingeräumt. Das Wasser hat Götter und Göttinnen: Yacuruna für die Völker des Amazonasgebiets, Mama Cocha für die Quechua-Völker der Anden, Jemanjá in der Yoruba-Religion Nigerias oder Poseidon für die Griechen. Magische Wesen, die das Wasser beschützen und ihm Gaben wie Leben, Heilung oder Zerstörung verleihen. Denn Wasser ist heilig.

Interethnisches Jugend-Netzwerk Hüter:innen des Atratos Fluss
Interethnisches Jugend-Netzwerk Hüter:innen des Atratos Fluss
Wasserkarte des Flussgebiets Atrato.
Wasserkarte des Flussgebiets Atrato.

ATRATO FEST – Den lebendigen Fluss (El Río Vivo)

Derzeit schützen nicht nur kosmogonische Überzeugungen die Heiligkeit des Wassers, sondern auch verschiedene Gerichte weltweit haben Flussgebieten und Flüssen den Status eines „Rechtssubjekts” verliehen. Das bedeutet, dass der Fluss die gleichen Rechte wie eine Person besitzt. Dies impliziert auch, dass der Fluss diese Rechte dann über Personen, die den Fluss rechtlich vertreten, geltend machen kann.

Und so hat sich in dem Gebiet, in dem das Klimabündnis Vorarlberg seit mehr als 30 Jahren solidarisch zusammenarbeitet, die Gruppe der Hüter:innen des Flusses Atrato gebildet. Seit 2016, als das Verfassungsgericht dem Fluss Rechte zuerkannte, vertreten Delegierte von sieben ethnischen (indigenen, afro-deszendent) und nicht-ethnischen Organisationen die Interessen und Bedürfnisse dieses Flussgebiets gegenüber dem kolumbianischen Staat.

Dank der Arbeit dieser Gruppe von Hüter:innen haben junge Menschen Interesse daran entwickelt, Synergien zu schaffen und von der Verteidigung ihres Territoriums zu lernen.

Der Impuls der aktiven Jugend, die an den Ausbildungsprozessen für Umweltführer des interethnischen Netzwerks junger Hüter:innen des Flusses Atrato teilnimmt, hat zusammen mit der Unterstützung der verbündeten Organisationen zur Entwicklung eines Festivals des Flusses Atrato – Atrato Fest – geführt.

Interethnische Aktivitäten beim Atrato Fest
Interethnische Aktivitäten beim Atrato Fest

Dieses Fest soll die Gemeinden des Flussgebiets miteinander verbinden, indem es ihren Wert, die Bedeutung des Urteils zu seinem Schutz und die Anerkennung des überlieferten Wissens, das bis heute gültig ist und den Weg der neuen Generationen weist, in den Mittelpunkt stellt.

Mit Foren, traditionellen Tänzen und Spielen, Alabaos (traditionelle Gesänge), Kanu-Wettbewerben, traditionellen Rezepten und viel Musik und Freude haben die Flussgemeinden zum fünften Mal in Folge gemeinsam „El Río Vivo” (der lebendige Fluss) gefeiert.

Die jungen Menschen des Interethnisches Netzwerks entwickelten Aktivitäten zum Schutz des Flusses in jeder ihrer Gemeinden. So feierten im gesamten Einzugsgebiet des Atrato die Musik, der Tanz, der Austausch von Wissen, also die Biokulturalität Chocós, ihr Lebensgebiet. Und dieses Fest erinnert uns auch daran, dass alle Flüsse lebendig sind. Ohne sie gäbe es keine Möglichkeit für die Existenz unserer Spezies und aller anderen, mit denen wir diesen kleinen blauen Planeten teilen.

Trotz der geografischen und kulturellen Entfernungen, die wir zu haben glauben, leben wir in einem einzigen großen Ökosystem und unter demselben Himmel. Alles, was einen betrifft, betrifft uns alle. Daher ist es wichtig, unsere globalen Netzwerke zum Schutz dieser für das Überleben des Planeten strategisch wichtigen Ökosysteme zu vertiefen.

Wir danke den 37 Partnergemeinden in Vorarlberg und dem Land Vorarlberg dafür, dass sie Teil dieser Reise sind.

Forum: Rechte vom Fluss Atrato
Atrato Fest 2025
Atrato Fest 2025

Kontakt für Rückfragen:

Carolina Osorio Rogelis
+ 43 (0) 650-234 41 17