Kindergartenleiterin mit Leidenschaft zur Natur: Im Interview erzählt Sandra Schleinzer-Pock über Pflanzaktionen im Kindergarten Pulkau und warum es wichtig ist, dass Kinder schon früh lernen, wie regionale Lebensmittel entstehen.
Was macht den Kindergarten im Norden Niederösterreichs besonders?
Seit November 2020 haben wir einen neuen Kindergarten. Wir haben sofort begonnen, uns den Garten zu eigen zu machen. Inzwischen haben wir vor dem Haus eine Bienenwiese angelegt, bepflanzen zwei Hochbeete und unterhalten einen Himbeergarten und eine Brombeerhecke.
Wir sind bestrebt, ganz viele Obst- und Gemüsesorten am Areal anzubauen. Inzwischen haben die Kinder und PädagogInnen schon viel probiert: Radieschen, Karotten, Tomaten, Paprika, Kartoffeln, Safran, Schnittlauch, Kürbisse, Physalis, Popcornmais, Himbeeren, Brombeeren, Haselnüsse, Wassermelone, Obstbäume … Auch Eltern bringen uns ab und zu Pflanzen für den Kindergarten. Für mich ist das einfach ein Herzensthema: Ich fahre auch am Samstag gießen, weil ich will dass es funktioniert. Die Sonnenblumen zum Beispiel, die wir im März gepflanzt haben, sind inzwischen über einen Meter hoch – für die Kinder ist das ein Traum.
Wie sind Sie auf die Idee gekommen, im Kindergarten so viel anzupflanzen?
Weil ich das liebe und zu Hause auch sehr viel anpflanze. Ich versorge meine ganze Nachbarschaft mit Tomatenpflanzen und bringe auch in den Kindergarten viel von zu Hause mit. Für mich ist es wichtig, dass die Kinder wissen, wie einfach es ist, selbst Pflanzen anzubauen und zu ernten. Ich muss nur zwei Erdäpfel vergraben, dann kann ich Pommes für eine ganze Gruppe machen – das fasziniert die Kinder. Sie wollen ständig neues ausprobieren. Vor einiger Zeit haben sie sogar einmal vollkommen selbstständig Popcornmais aus einem Sack genommen und ihn einfach direkt in die Erde gesteckt.
Wie wurde Ihre größte Pflanzaktionen umgesetzt?
Der Vater eines Kindergartenkindes arbeitet in einer Gärtnerei und bot uns Erdbeerpflanzen an. Daraufhin fassten wir den Entschluss, aus dem Kindergarten ein Erdbeerland zu machen. Die Gemeinde stellte Pflanzkästen zur Verfügung und inzwischen haben wir über 100 Erdbeerpflanzen im ganzen Areal verteilt, die unsere Kinder sogar selbst ernten. Dafür haben sie eine eigene kleine Leiter, die sie an den Erdbeerbeeten anlegen können.
Wie binden Sie Kinder und Eltern ein?
Ich erzähle den Kindern sehr viel über Pflanzen und deren Wachstum. Sie müssen nicht immer alles wörtlich verstehen, um zu begreifen, was da passiert. Wichtig ist mir, dass wir die Faszination dafür wecken, dass es das, was ich im Geschäft kaufen kann, auch ganz leicht zu Hause gibt.
Die Eltern gehen jeden Tag beim Kindergarten vorbei und bekommen ab und zu frisches Obst und Gemüse von uns geschenkt, dadurch sehen sie, was wir mit den Kindern machen. Wir hatten früher sogar einen Plan, damit die Eltern sehen, wo am Areal welche Pflanzen stehen. Gleichzeitig sehen sie an unserer Speisekarte, was wir ernten, wir verkochen das meiste davon selbst.