Marsch der Indigenen Frauen in Brasilien

Das traditionelle Wissen rund um Artenvielfalt ist den indigenen Frauen tieft verwurzelt. Dazu rufen die heurigen Proteste auf.

Frauen zur Verteidigung der Biodiversität

Vom 11.-13. September findet in Brasilia der bereits dritte Marsch der Indigenen Frauen statt. Das diesjährige Thema lautet: Frauen als Träger:innen traditionellen Wissens zur Verteidigung von Artenvielfalt und Lebensräumen. Erwartet werden mehr als 5.000 Frauen, die für ihre Rechte, Gesundheit und den Artenschutz demonstrieren. Sie protestieren gegen illegalen Goldabbau auf ihren Territorien und für deren offizielle Anerkennung durch den Staat. Das Klimabündnis unterstützt sie dabei und setzt sich im Rahmen einer mittlerweile 30-jährigen Partnerschaft für den Erhalt des Amazonas Regenwaldes und die Stärkung indigener Frauen im Nordwesten Brasiliens ein.

Klima- und Artenschutz in Frauenhand

Weltweit identifizieren sich etwa 480 Millionen Menschen als Indigene: Sie leben meist seit Jahrhunderten im selben räumlichen Gebiet wie ihre Vorfahren und haben eine starke soziale, kulturelle und spirituelle Bindung an ihre Umgebung. Indigene Menschen gelten als besonders stark von den negativen Auswirkungen der Globalisierung und der Klimakrise betroffen. Wirtschaftliche Interessen bedrohen ihre Land- und Menschenrechte und zerstören dabei jahrtausendealte, intakte Lebensräume: Obwohl Indigene nur knapp 6 % der Weltbevölkerung stellen, schützen sie über 80 % der Biodiversität auf ihren Territorien. Sie gelten also als Hüter:innen der natürlichen Vielfalt und sind essentiell für deren Erhalt. Denn: Noch nie zuvor verschwanden Arten so schnell, wie es aktuell der Fall ist. Sensible Ökosysteme geraten durch ausbeuterisches Eindringen weltweit unter Stress und ökologische Nischen werden bedroht.

Um diese Prozesse noch eindämmen zu können, braucht es neben internationalen Anstrengungen auch lokale Lösungen und die Wiederbesinnung auf traditionelles Wissen: In vielen indigenen Gemeinschaften spielen Frauen eine Schlüsselrolle zur Bewahrung der Artenvielfalt und des traditionellen Know-Hows von landwirtschaftlichen Praktiken bis hin zur medizinischen Nutzung von Pflanzen.

Auch in der Klimabündnis-Projektregion am Rio Negro kultivieren indigene Bäuerinnen die Samenvielfalt: über 300 verschiedene Manioksorten sowie mehr als 80 Chili-Arten sind dort dokumentiert worden – sie alle wachsen auf bunt durchmischten Feldern, die sich später wieder in den umgebenden Wald integrieren. Damit leisten die Bäuerinnen einen wesentlichen Beitrag, um den Wald resilienter gegen den Klimawandel und dessen Folgen zu machen.

„Trotz ihrer wichtigen Rolle gelten indigene Frauen als besonders vulnerabel und sind vielfältigen Formen von Gewalt und Diskriminierung ausgesetzt,“ bekräftigt Projektleiterin Kerstin Plaß vom Klimabündnis Österreich. „Wollen wir eine (klima-)gerechte Welt, müssen wir indigene Frauen in ihren Rechten und ihrer wirtschaftlichen Unabhängigkeit stärken.“ Am Rio Negro im Nordwesten Brasiliens unterstützte das Klimabündnis daher den Aufbau eines frauengeführten Kunsthandwerkszentrums. Die Casa Wariró vermarktet regionale Korb- und Töpferwaren zu fairen Bedingungen und schafft für Frauen die Möglichkeit eines eigenen Einkommens. Diese Anstrengungen führten bereits 2003 zur Etablierung einer eigenständig agierenden Frauenabteilung, die sich seither für die Frauen in der Region starkmacht.

Casa Wariró bei der gemeinsamen Eröffnung 2016
Casa Wariró bei der gemeinsamen Eröffnung 2016.

Von Österreich nach Brasilien

Seit 30 Jahren unterstützen über 1.000 österreichische Städte, Gemeinden und Bundesländer durch ihre Mitgliedschaft im Klimabündnis die indigene Bevölkerung am Rio Negro ideell und finanziell bei der Bewahrung des Regenwalds als artenreichen Lebens- und Kulturraum. „Die Partnerschaft mit dem Dachverband der indigenen Organisationen vom Rio Negro, kurz FOIRN, leistet einen wesentlichen Beitrag zur Eindämmung des voranschreitenden Artenverlusts und der Klimakrise“, beteuert Elke Kastner, Geschäftsführerin des Klimabündnis Österreich.

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Kerstin Plaß