Wer in die Volksschule Kundl kommt, spürt, dass etwas anders ist. „Wir sind keine normale Volksschule“, ist die Direktorin, Barbara Witting überzeugt. Sowohl das Lehrkonzept als auch die Räumlichkeiten wurden in den letzten Jahren neugestaltet, um nicht zu sagen revolutioniert. „Am Anfang stand die Idee, den Schulalltag kreativer zu machen und den Kindern die Möglichkeit zu geben, ihre Talente zu entdecken und zu fördern, abseits des Lehrplans“, so die Direktorin. Da kam es gerade recht, dass die Gemeinde Kundl 2019 den Neubau der Volksschule in Auftrag gab.
Witting lobt die Zusammenarbeit zwischen Gemeinde, Architekturbüro und Schule bei der Planung und Umsetzung des neuen Gebäudes. „Wir konnten unsere Wünsche einbringen und so das passende Schulgebäude für unser pädagogisches Konzept mitgestalten.“ Kundl, als e5- und Klimabündnis-Gemeinde, achtete bei der Planung besonders auf eine gute Energiebilanz des Hauses. Und das ist gelungen: Das Vorzeigebespiel erhielt 2021 den klimaaktiv Gold Standard mit 995 von 1000 Punkten. Die Photovoltaikanlage am Dach zielt darauf ab den gesamten Energiebedarf des Gebäudes zu decken. Besonders innovativ ist eine Deckenheizung, die im Sommer gleichsam als Kühlung verwendet werden kann. Und auch beim Bau kamen bewusst umweltfreundliche Baustoffe zum Einsatz.
Diese Umgebung habe wiederum Auswirkungen auf das Zusammenarbeiten und Lernen in der Schule, erzählt Witting. „Manche Lehrer:innen waren anfangs noch skeptisch. Aber jetzt nach zwei Jahren freuen sich alle über die Freiheiten, die wir uns räumlich und pädagogisch nehmen können.“ Einmal im Monat gibt es in der Volksschule Kundl einen Talenteworkshop. Die 250 Schüler:innen können frei wählen, ob sie kochen, theaterspielen, musizieren, kreativ arbeiten, sporteln oder forschen möchten und werden klassenunabhängig durchmischt. Zur Verfügung stehen zum Beispiel ein Wahrnehmungsraum, ein Musikzimmer, ein Werkraum, eine Sporthalle, eine Leseecke und eine Küche.
Häufig greifen die Lehrer:innen in den Workshops das Thema Nachhaltigkeit auf. „Das passiert ganz automatisch, weil es vielen von uns wichtig ist. Zum Beispiel beim Kochen ist es ganz selbstverständlich, dass wir über Regionalität sprechen und uns anschauen, wie Lebensmittel angebaut und verarbeitet werden. Wir machen mit den Kindern auch immer wieder Exkursionen zu lokalen Bäuerinnen“, erzählt die Direktorin. Viele kleine Schritte – von den Schulbienen im Garten, über Besuche beim Recyclinghof, bis zur den Rad- und Rollerabstellplätzen – machen den Unterschied für die Klimabündnis-Schule, die auch Mitglied im ÖKOLOG-Netzwerk ist. So entsteht ein gutes Klima für Klimaschutz für Kinder, Lehrer:innen und Eltern.